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Der subkutane Lebensretter

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Jeder Mensch hat künftig die Möglichkeit, sich auf medizinische Extremsituationen adäquat vorzubereiten: Dadurch kann er sich selbst und der modernen Spitzenmedizin einen relevanten Vorsprung auf dem Weg zur idealen Behandlung geben. Ein Plädoyer für die innovative technische Unterstützung des Notfalleinsatzes. Von Dr. med. Dominik Pförringer und Dr. Patrick Kramer

 

Man nehme folgende Situation: ein Patient wird bewusstlos in eine Notaufnahme gebracht, wo er als Unbekannter behandelt wird. Ab der ersten Sekunde der Behandlung gesellt sich zu der Unsicherheit der aktuellen medizinischen Diagnose noch die Problematik der fehlenden Anamnese. Keiner kennt die Vorgeschichte, im schlimmsten Fall noch nicht einmal die Identität des Patienten. Gibt es Allergien? Unverträglichkeiten? Angehörige mit wichtigen Informationen?

Dies ist kein konstruiertes Szenario, sondern tagtäglich Realität in vielen Traumazentren. Die elektronische Gesundheitskarte lässt auf sich warten und selbst wenn sie schon im Einsatz wäre, wäre die eindeutige Zuordnung zum Patienten nie möglich. Die Gefahr der Verwechslung, also der falschen Zuordnung zwischen Mensch und Karte bestünde immer. Sensible medizinische Daten finden auf der Karte keinen Platz, das Risiko eines nicht autorisierten Zugriffes erscheint zu groß.

Chip-Implantat – längst im Alltagseinsatz

Denken wir anders über die Sache nach: Hierzulande sind praktisch sämtliche Haustiere „gechipt“, also mit einem unter der Haut befindlichen Chip identifizierbar. Seit 2012 ist dies Pflicht in Deutschland und nur wessen Vierbeiner diesen Chip unter der Haut mit sich führt, erhält den EU-Heimtierpass. Jedes Tier ist damit eineindeutig identifizierbar, bei überschaubaren Kosten, mittels eines simplen, sicheren Implantationsverfahrens eines ungefährlichen und langzeiterprobten Implantates. Wird ein Haustier herrenlos aufgefunden, kann ein Tierarzt den Chip auslesen, die Identität des Tieres feststellen, und den Besitzer informieren.

Chip-Implantat in der Praxis – was wäre möglich

Zurück in die humanmedizinische Praxis - selbst Patienten, die bei Bewusstsein sind, kennen häufig weder alle Medikamente, die sie einnehmen, noch ihre Vorerkrankungen, Allergien oder Unverträglichkeiten. Ein relevanter Anteil der Bundesbürger weiß weder wo der Impfpass ist, noch was darin zu finden sein sollte. Eigentlich ein Absurdum.  Doch die moderne Technologie erlaubt uns neue Herangehensweisen. Die Daten des Patienten gehören ihm selbst, sie zu speichern, abzulegen, ja sogar publik zu machen, das ist seine Entscheidung. Dies erlaubt dem mündigen Patienten eine völlig neue Herangehensweise und eröffnet neue Lösungswege.

Der Epileptiker kann seine Medikation auf einem Chip speichern, der vom Tremor Geplagte kann berührungslos seine Haustür öffnen, der Bluter weiß, welche Präparate er nimmt, welche er verträgt. Das alles sichert eine rasche Versorgung im Fall der Fälle, dass alles bedeutet Lebensqualität. Am Ende können diese Informationen Leben retten oder zumindest die raschere, adäquate Therapie ermöglichen.

Wie „gläsern“ wird der Patient durch die Chip-Implantate?

Doch was so positiv klingt, das weckt oft Ängste. Da ist vom „Gläsernen Patienten“ die Rede, von der dauerhaften Überwachung, von der Möglichkeit der Ortung. Wir sind nicht in Hollywood, der beschriebene Chip ist nur auf wenige Millimeter Distanz auslesbar. Dieser Chip strahlt kein Signal aus, benötigt keine Wartung oder Batterie, er ist nicht per GPS zu orten und er enthält auch keine Daten, die der Patient nicht vorher bewusst darauf abgelegt hat. Allergien gegen den Chip sind keine bekannt, auch keine Abstoßungen, da die Außenseite des Chips aus Glas, einem Naturstoff besteht. Dennoch herrscht in einigen Menschen die Fantasie, man sei ferngesteuert oder kontrollierbar, was völlig abwegig ist.

Mikrochip-Implantate für Menschen funktionieren technisch exakt so wie jene für unsere Haustiere: per NFC („Near Field Communication“). Auslesbar auf kürzeste Entfernung durch jedes handelsübliche Smartphone, können so beispielsweise schon auf dem Weg ins Krankenhaus lebenswichtige Informationen ausgelesen werden. Bei der Übergabe durch den Rettungssanitäter an den behandelnden Arzt könnten viele Themen schon geklärt sein.

Es liegt künftig wortwörtlich wie im übertragenen Sinn in der Hand des Patienten, sich zu entscheiden, relevante Daten verfügbar zu machen.

CVs

 Dr. med. Dominik Pförringer

Dr. med. Dominik Pförringer ist Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Rechts der Isar der TU München, forscht im Bereich der Digitalisierung der Medizin und bildet Studenten im Bereich digitaler Innovation sowie Entrepreneurship aus. Sein Ziel ist das „tastatur- und papierlose Krankenhaus“ und die Steigerung der Behandlungssicherheit und –effizienz durch Digitalisierung.

 Dr. Patrick Kramer ist Bodyhacker und experimentiert mit Chip-Implantaten

Dr. Patrick Kramer ist Vortragsredner, Bodyhacker und Experte für die digitale Transformation des Menschen. In seiner Vision wird Technik mehr und mehr in den menschlichen Körper wandern – dank smarter Implantate und dem Körper so neue Fähigkeiten geben. Nicht nur, dass er selbst mehrere Mikrochip-Implantate trägt, er entwickelt und experimentiert auch als Geschäftsführer der Firma „Digiwell - Upgrading Humans“ die nächste Generation.

Würden Sie sich einen Chip implantieren lassen?

  1. Kerstin Reken

    Die Vorstellung finde ich zwar komisch, aber pauschal ablehnen würde ich die Chip-Implantation nicht. Natürlich stellt sich die Frage, ob die Informationen auf der elektronischen Gesundheitskarte nicht besser aufgehoben sind als in meinem Körper. Aber wer zahlt für die Implantation? Die Krankenkasse oder ich? Welche Krankenhäuser bzw. Arztpraxen sind überhaupt in der Lage, den Chip zu lesen. Woher wissen sie, dass ich ihn habe?

    vor 6 years
  2. Gerhard

    Meine Frau hat einen microchip in der Nähe des Herzens um ein Langzeit EKG zu schreiben, die Arztpraxen können den Chip von aussen auslesen, sie hat im Portemonnaie eine Karte mit Typ und Ort

    vor 6 years

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