Welche Schlüsse ergeben sich aus Covid-19? Wie muss das deutsche Gesundheitssystem gestaltet werden, um zukünftig besser auf Pandemien vorbereitet zu sein, und wie sieht ein zeitgemäßes Gesundheitssystem überhaupt aus? Diese Fragen liegen 2020 der Debatte „Perspektive 21“ zugrunde. Ein Höhepunkt bislang war die virtuelle Veranstaltung „Perspektive 21 – Die Pandemie bewältigen“, Ende September. Rund 300 Gäste aus dem deutschen Gesundheitswesen folgten der Einladung von Pfizer. Interessante Erkenntnisse aus der Podiumsdiskussion - zu aktuellen Themen rund um Prävention, Forschung und Entwicklung in Deutschland, Digitalisierung und der Impfstoffentwicklung zur Bekämpfung des Coronavirus - wollen wir hier mit Ihnen teilen.
Über Ihre Erfahrungen aus der Corona-Krise und Wege zu ihrer Bewältigung sprachen Prof. Dr. med. Christiane Woopen, Leiterin der Forschungsstelle Ethik an der Universität zu Köln und Geschäftsführende Direktorin des Zentrums CERES, Prof. Dr. med. Ulrich Frei, Vorstand Krankenversorgung der Charité, Kathrin Jansen, Pfizers weltweite Impfstoff-Forschungschefin, Sean Marett, Chief Business Officer und Chief Commercial Officer von BioNTech und Peter Albiez, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pfizer in Deutschland.
Das Gesundheitssystem in Deutschland hat sich – auch und gerade im internationalen Vergleich – als robust und effektiv für den allergrößten Teil der Bevölkerung erwiesen, …
Peter Albiez: „Covid-19 war ein Stück weit wie ein Brennglas. Es hat aufgezeigt, was gut im Gesundheitssystem funktioniert hat und wo die Schwachstellen sind.“
Prof. Frei: „Es gab ausreichend Beatmungsgeräte und in Berlin verlief die Koordination der Intensivbetten gut.“
Kathrin Jansen: "Noch nie in meiner 25-jährigen klinischen Laufbahn habe ich diese Geschwindigkeit bei der Impfstoffentwicklung erlebt. Wir setzen die besten Ressourcen ein und arbeiten ununterbrochen".
Sean Marett: „Das Arbeitsmodell ´Zusammenarbeit´ ist das einzige Modell, um Innovationen zu unterstützen.“
…aber es gibt auch Schwachstellen …
Prof. Frei: „Der Pandemieplan stammte aus dem Jahr 2009 und war seither verstaubt und nicht angepasst worden.“
Prof. Woopen: „Wir haben uns bisher nur auf die medizinischen Aspekte konzentriert.“
Prof. Frei: „Die öffentliche Gesundheitsvorsorge ist in einem desaströsen Zustand.“
… und Herausforderungen.
Peter Albiez: „Das System ist noch zu starr: Die Akteure müssen sich noch besser miteinander vernetzen für ein Patienten- und Outcome-orientiertes Gesundheitssystem. Digitalisierung wird hier helfen.“
Prof. Woopen: „Es ist eine Frage einer transparenten, gesellschaftlichen Debatte: Wir müssen dem gesellschaftlichen Spaltungspotenzial durch Überzeugungsarbeit begegnen.“
Prof. Frei: „Wir haben ein Gesundheitswesen, das finanziert ist nach einer Art, bei dem man quasi dauernd das Bett voll halten muss, damit die Krankenhäuser über die Runden kommen.“
Peter Albiez: „Damit Innovation bezahlbar bleibt, müssen wir in der Lage sein, Prävention einen anderen Stellenwert zu verschaffen.“
Prof. Frei: „Prävention wird immer noch nicht im ausreichenden Maße berücksichtigt.“
Peter Albiez: „Die Herausforderung, den Impfstoff zu entwickeln und ihn auch in der erforderlichen Menge zu produzieren, ist gewaltig.“
Den gesamten Zusammenschnitt der virtuellen Veranstaltung „Perspektive 21: Die Pandemie bewältigen“ finden Sie hier.
Das könnte sie auch interessieren
Fortschritt
"Angesichts der akuten Krise muss ein Impfstoff so schnell wie möglich entwickelt werden, um die Pandemie einzudämmen."
Ein Beitrag von Kathrin Jansen, globale Leiterin der Impfstoff-Forschung und -Entwicklung bei Pfizer
Position
Perspektive 2021
"Ich fühle enormen Druck, weil ich will, dass das aufhört."
Im Rennen um Corona-Impfstoffe steht die gebürtige Deutsche Kathrin Jansen als Forschungschefin in der Impfsparte des Pharmakonzerns Pfizer an vorderster Front. Sie spricht über den Zeitdruck in ihrer Arbeit, Impfskeptiker und die Lehren aus Donald Trumps Infektion.
Interview
Perspektive 2021
„Das Leben änderte sich in einer Nacht“
Bis Ende Mai starben in der norditalienischen Region Lombardei 16 892 Menschen mit einer Covid-19-Infektion. Einziger Infektiologe in seiner Klinikabteilung damals: Prof. Andrea Gori Ein Gespräch über den März 2020 in Mailand.
Interview
Ihr Kommentar